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. Futtertierzucht - Kurzflügelgrille .  

von Ralf Schmitt

Grillus assimilis - Grillodes sigillatus)

Anmerkungen zur rationellen und sauberen Futterzucht am Beispiel von Steppengrille Grillus assimilis und Kurzflügelgrille Grillodes sigillatus.
Einleitung:
Als ich vor nunmehr 20 Jahren mit der Terraristik begann stellte sich schon ziemlich schnell die Frage, auf welche Art das Futter für die Tiere am besten in Qualität und Quantität zu beschaffen sei. Als Möglichkeiten boten sich an: der Kauf im Zoogeschäft oder auf Börsen, der Kauf über Futter-Abos, oder das Selber - züchten der Tiere. Angefangen habe ich dann mit der Vermehrung von Heimchen in einfachen Behältern auf den Lampenkästen der Terrarien und Aquarien, eine Art Bodenheizung am Tag, mit zum Teil sehr hohen Bodentemperaturen aber auch durch das abschalten der Beleuchtung in der Nacht, halt auch ein großes Temperaturgefälle bis zum nächsten Morgen. Bedingt durch das nötige Feuchtfutter kam es immer nach einer gewissen Zeit, zu Schimmel oder aber auch Milbenbefall, der meist erst dann so richtig auffiel, wenn die Milben die Futterzuchten beginnen zu verlassen. Im Lauf der Jahre, nachdem ich auch bei vielen Bekannten, deren Futterzuchten gesehen habe die ebenfalls in einer offenen Bauart geführt wurden, habe ich dann über technische Umwege, die jetzt existierenden Futterzuchtschränke gebaut.
Bei den zu vermehrenden Tieren handelt es sich um die Steppengrille (Grillus assimilis) und die Kurzflügelgrille (Grillodes sigillatus).
Heimchen Acheta domesticus eignen sich nach meiner Meinung nicht sehr gut als Futtertiere. Nicht weil sie sich nicht hervorragend vermehren lassen, sondern weil ihr Temperaturbedürfnis im Gegensatz zu den schon erwähnen Arten auch unserem entspricht. So dass es, durchaus zu einer Vermehrung in der Abtauschale des  Kühlschranks kommen kann. Die beiden anderen Arten, halten sich zwar ebenfalls, nach der Flucht über unter Umständen längere Zeit in der Wohnung, eine Vermehrung, konnte ich allerdings bisher nie feststellen. Ein für den Besitzer einer Mietwohnung, schon eher beruhigender Gedanke. Man sollte sich nämlich stets vor Augen halten das im Falle einer Verseuchung einer Nachbarwohnung neben dem Ärger auch die Schädlingsbekämpungs- kosten und Hotelkosten für den Nachbarn getragen werden müssen! Im übrigen laufen die alle Grillen oft an den Fußleisten in der Wohnung entlang, wo eine  rein ungiftige Klebefalle von der Firma Aeroxon oder Neudorf postiert werden kann. Die erste arbeitet mit auswechselbaren Klebefolie und kann mehrfach verwendet werden, die zweite arbeitet mit einer Kombination aus Klebefolie und ungiftiger Lockstoff Tabletten. Beide sind über mehrere Monate verwendbar.
Die Haltung erfolgt bei Temperaturen von konstant 26 - 28 Grad Celsius und unter 60 % Luftfeuchte. Dazu werden zwei Typen von Behältern verwendet:

1. Adulte Tiere: 26 cm. Höhe 22,5 cm Breite und 40 cm Länge
2. Jungtiere: 15,5 cm. Höhe 15,5 cm Breite und 25,5 cm Länge

Als Unterschlupf verwende ich bei den Jungtieren, je zu zwei in eine gesteckten Toilettenpapierrollen und bei den Alttieren, das selbe System, mit ineinander gesteckten und auf Maß abgeschnittenen Küchenrollen.     (die alle im meinem Bekanntenkreis gesammelt werden). Diese hat sich besser bewährt und ist praktischer als die oft empfohlenen Eierpappkartons zum Transport und wegen des besseren Handling. Die Eiablage erfolgt in floraler Steckmasse der Firma Oasis, so genanntem Moosi. Dieses wird, nachdem man es in trockenem Zustand auf Maß  zugeschnitten hat, in die normalen Grillendosen eingebracht und damit die Grillen ihre eigenen Eier nicht durch Fraß wieder dezimieren, mit einem Alu- oder Edelstahllochblech  mit einer Lochgröße von zwei bis vier Millimeter abgedeckt. Darüber kommt der Deckel der Grillendose in den man vorher ein viereckiges Loch ausgeschnitten hat, so dass nur eine Überdeckung, der durch das Lochblech verbleibenden Lücken entsteht. Das Moosi  lässt man sich mit Wasser voll saugen, bevor man es in die Grillendosen einbringt. Das Moosi bleibt über den gesamte Eiablagezeitraum genügend feucht. Dieser beträgt bei den genannten Temperaturen exakt 10 Tage, bei der Steppengrille und 12 Tage bei der Kurzflügelgrille. Danach nimmt man den Eiablagebehälter aus dem Becken und stellt ihn in einen kleinen ebenfalls schon mit Rollen ausgestatteten Behälter ein. Der Schlupf beginnt meist schon am 11. bzw. 13. Tag und zieht sich über circa zwei bzw. vier Wochen hin. Eine höhere Schlupfausbeute lässt sich erzielen, wenn man nach einer Woche Schlupf, das Eiablagegefäß in ein zweites neues Becken stellt. Dadurch können auch die später schlüpfenden Tiere, ohne Beeinträchtigung durch die schon etwas größeren (Kannibalismus) aufwachsen. Nach etwa vier Wochen sollte, man den Eiablagebehälter entfernen, da der Schlupf weitgehend abgeschlossen ist und man so der Gefahr eines Milbenbefalls vorbeugt. Wenn Jungtiere als Elterntiere genutzt werden, werden sie in den großen Behälter gesetzt und der kleine komplett gereinigt. Die Elterntierbehälter verschmutzen sich durch die längere Standzeit natürlich mehr. Dem kann man allerdings durch gelegentliches austauschen der oberen Lage Rollen entgegenwirken. Die Kotrückstände trockenen ein und müssen bei optimaler Feuchtfutter Fütterung, (das heißt nicht zu viel oder schimmelndes Feuchtfutter) nicht vor dem Ablauf der Standzeit entfernt werden. Versorgt man die ganze Futterzucht einmal in der Woche regelmäßig mit Trockenfischfutter (Tetramin oder Sera Vipan haben sich bewährt) und Frischfutter in Form von Apfel - oder Bananenstücken die so groß geschnitten werden das sie vor dem eventuellen Schimmelbefall immer von den Tieren aufgefressen werden. Dann kann man wenn man den Bedarf hat bei der Steppengrille alle 10 und bei der Kurzflügelgrille alle 12 Tage frisch schlüpfende Tiere produzieren. Die Lebensdauer der Grillen beträgt bei den Temperaturen von 26- 28 Grad Celsius ungefähr drei Monate, bei der Steppengrille und ca. 4 Monate bis fünf Monate bei der Kurzflügelgrille. Die Kurzflügelgrillen produzieren mehr Nachwuchs pro Eiablagebehälter. Sie haben aber bis zu den Adult eine längere Entwicklungszeit. Dieser Umstand ist aber gerade für die Halter kleiner Tiere wie etwa Dendrobatiden oder in der Aufzucht befindliche Jungtiere nutzbar, den logischerweise hat man die jüngsten Tiere über mindestens eine Woche länger in einer  für Kleinstfutterfresser Verfütterbahren Größe Das ist fast so ergiebig wie eine gut laufende Drosophila Zucht. Das Futter ist wesentlich hochwertiger wie gekauftes da immer frisch vorhanden und kann bei Bedarf auch noch mit Vitamin-. oder Kalk Puder bestäubt werden Eine eigene Futterzucht macht sicherlich unbestreitbar einen hohen Aufwand:

- einmal in Form von Freizeit und auch wegen der Trocken und Feuchtfutterpreise
- aber auch der Heizungsstrom spielt eine Rolle.

Der Nutzen in Form von optimalem Futter steht aber meiner Meinung  nach in keinem Verhältnis dazu. Der finanzielle Aufwand lässt sich übrigens gerade für Froschhalter noch minimieren  wenn man sich mit mehreren Haltern zusammen schließt, von denen zum Beispiel einer die Zucht von Drosophila übernimmt und der zweite die Grillen vermehrt. Eine Kombination die ich auch schon lange selber praktiziere und die den Tieren dann schon nicht mehr nur die ewig gleichen Drosophila aus dem Handel anbietet. Oder gar in einen kleine Gewinn umwandeln  wenn ein zweiter Halter z.B. von Reptilien einem die natürlich immer anfallenden größeren Tiere abkauft. Das war es eigentlich schon gewesen was ich ihnen über die Grillenzucht sagen wollte. Es gibt sicherlich noch mehr darüber zu berichten und jeder Pfleger hat sicher seine eigenen Methoden entwickelt. Jedoch hat sich meine Methoden jetzt schon über Jahr bewährt und man kann damit eine fast unbegrenzte und vor allem genau planbare Menge guter Futtertiere produzieren

© Ralf Schmitt

Das Rezept zur Zucht von Grillen hat mir freundlicher Weise “Ralf Schmitt” zur Verfügung gestellt

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